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Kick-off zur Neupräsentation der Stickerei

Geschichte erzählen – Gegenwart diskutieren – Zukunft entwerfen. Ein Bericht der Kulturabteilung der Marktgemeinde Lustenau zur Kick-off-Veranstaltung als Podiumsdiskussion über eine Neupräsentation des Themas Stickerei, erschienen am 11. Oktober 2017 auf www.lustenau.at

Rund 90 BesucherInnen folgten der Einladung der Marktgemeinde Lustenau zur Diskussion über eine Neupräsentation des Themas Stickerei, die am Donnerstag, den 28. September 2017, im Druckwerk stattfand. Anlass war die Vorstellung einer Studie bzw. eines Orientierungskonzepts, das im letzten Jahr vom Büro Rath&Winkler – einem Büro für Ausstellungskonzeption und Museumsberatung – erstellt wurde.

Beauftragt wurde das Konzept, weil der Vorarlberger Stickereiverband im Jahr 2015 die Exponate des Stickereimuseums in der Pontenstraße per Schenkung an die Gemeinde vermacht hat. Die Bestände wurden in einem ersten Schritt von Mitarbeitern des historischen Archivs gesichtet und geordnet. Daraufhin wurde mit der Erfassung der Bestände begonnen.

Für die fachgerechte Lagerung und Erfassung der Stickereikleider konnte in Zusammenarbeit mit der Schneiderin Stephanie Wladika eine gute Lösung gefunden werden. Das Projekt ‚Museumsdokumentation Vorarlberg“ des Landes Vorarlberg ermöglichte den Einsatz von vier FerialpraktikantInnen, die mit der Verzeichnung des Musterschutzarchivs begonnen haben, das einen unschätzbaren Überblick über die in Vorarlberg produzierten Stickereien der vergangenen 80 Jahre bietet.

Da die Geschichte der Stickerei, aber auch deren Gegenwart unmittelbar mit Lustenau und den Menschen hier verbunden ist, haben sich parallel dazu die Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung sowie Fachpersonen Gedanken gemacht, wie Lustenau in der Zukunft einen angemessenen Rahmen für die Präsentation dieses Themas schaffen kann. Die Ergebnisse wurden bei der Veranstaltung präsentiert und diskutiert.

Umgang mit kulturellem Erbe
Moderatorin Nina Hofer führte charmant durch den Abend und begrüßte zuerst Bürgermeister Kurt Fischer. Er brachte in seiner Rede zum Ausdruck, er sei sich der Aufgabe bewusst, dass das Thema Stickerei auch kulturell verankert werden müsse.

„Es handelt sich um ein Erbe, das dem Leben in unserer Gemeinde dient, wir müssen uns aber die Frage stellen: Wie?“, so Kurt Fischer. Sein Wunsch an den Abend war, dass sich mit der Veranstaltung Türen auftun, die es erlauben, weiter zu arbeiten.

Konzept beinhaltet Grundlagen
Im Anschluss präsentierten Bruno Winkler und Johannes Inama das bewusst von ihnen so benannte ‚Orientierungskonzept“. Der Museumsexperte führte aus, dass es ihnen wichtig war, nichts vorzugeben, sondern Grundlagen aufzuzeigen, die den Ausführenden Möglichkeiten lassen, Inhalte und Rahmen selbst zu bestimmen.

„Der skizzierte Prozess soll vor allem Neugierde und Lust wecken, Teilnahme und Teilhabe gewähren, aber auch eine lebendige Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglichen“, betonte Bruno Winkler. Eine Neupräsentation des Themas Stickerei soll seiner Auffassung nach Geschichte erzählen, Gegenwart diskutieren und Zukunft entwerfen.

Podiumsdiskussion
Nach der Präsentation stellte Moderatorin Nina Hofer den eingeladenen Podiumsteilnehmern ihre Fragen, allen voran Selma Grabher von der Hoferhecht Stickerei. Sie zeichnete lange Zeit für die inhaltliche Konzeption und den Betrieb des ehemaligen Stickereimuseums in der Pontenstraße verantwortlich.

Selma Grabher betonte das große Interesse am Thema Stickerei am alten Standort und formulierte damit verbunden auch ihren Wunsch nach einer Neupräsentation, die vor allem auch junge Menschen für das Thema gewinnen soll. Es sei ihr ein großes Anliegen, diese Branche dem Nachwuchs schmackhaft zu machen und damit einen Beitrag zum Erhalt der Stickerei zu leisten.

Severin Hagen vom Druckwerk nahm in seinem Statement auf den möglichen Standort einer Neupräsentation des Themas Stickerei in der Hofsteigstraße Bezug: die unmittelbare Nachbarschaft hätte großes Potential und würde gute Chancen mit sich bringen. Darüber hinaus wäre es für ihn naheliegend, einen Ort mit Geschichte für so ein historisch relevantes Thema zu wählen.

Rege Wortmeldungen aus dem Publikum
Werner Matt, seines Zeichens Leiter des Dornbirner Stadtarchivs und mit der Erstellung eines Konzepts für ein mögliches Industriemuseum in Vorarlberg beauftragt, betonte, dass Lustenau für ihn der Inbegriff der Stickerei sei und deshalb der logische Ort für eine Präsentation dieses Themas.

Winfried Nussbaummüller, Leiter der Kulturabteilung des Landes, nahm aus Sicht des Landes zu den Plänen Stellung. Er bemerkte, dass sich im Kunstbereich aktuell viele junge KünstlerInnen mit dem Thema Stickerei und Textilien auseinandersetzen, das Thema also höchst aktuell sei.

Angesprochen auf die Finanzierung betonte er, dass es neben Bund/Land und Gemeinde vor allem auch ein klares Bekenntnis der Wirtschaft brauche. Ebenso wichtig wie Innovationsbereitschaft wäre es bei einem derartigen Projekt, dieses lebendig zu halten. Von zentraler Bedeutung sei für ihn aber auch die Zusammenarbeit mit bereits bestehenden Institutionen in diesem Bereich, wie beispielsweise dem Textildruckmuseum in Hard.

Auch die zahlreich erschienenen Gäste des Abends beteiligten sich rege an der Diskussion und unterstrichen einhellig den Wunsch nach einer Auseinandersetzung und Neupräsentation der Stickereigeschichte, ‑gegenwart und ‑zukunft in Lustenau.

Die nächsten Schritte
Ein wichtiges Ziel des Abends war es, interessierte Akteure zu finden, um mit einem Prozess für eine mögliche Neupräsentation überhaupt starten zu können und damit eine kommunale Beteiligung zu sichern. Kulturreferent Daniel Steinhofer rief die BesucherInnen zur Mitarbeit auf und über 20 Personen meldeten sich bereits nach der Veranstaltung für eine Arbeitsgruppe an, die vom Büro Rath&Winkler begleitet und von der Kulturabteilung organisiert wird.

Noch in diesem Jahr soll ein erstes Treffen stattfinden. Mögliches Ziel dieser Arbeitsgruppe könnte es zum Beispiel sein, ein Leitbild für eine zukünftige Präsentation des Themas Stickerei zu entwickeln. Geplant sind dafür drei bis vier weitere Termine im Jahr 2018 und eine Information über die Ergebnisse Ende des nächsten Jahres.

Fotos: Lukas Hämmerle